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„Kann man davon leben?“ Das ist eine häufig gestellte Frage, wenn Musiker des SWR Sinfonieorchesters zu Besuch bei Schulklassen sind, um über ihre Arbeit Auskunft zu geben. Die Frage nach dem Einkommen stellen Schüler ganz unbefangen – und um so neugieriger, als der Beruf Orchestermusiker für viele exotisch oder sogar unbekannt ist, ebenso wie große Teile des Repertoires. „Musik macht Schule“ ist ein Projekt zu Vermittlung von Klassik und Moderne, und seit neun Jahren läuft es – in Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium – mit großem Erfolg. An den Projekten nehmen zahlreiche Schulen aus Freiburg und dem Umland mit Einzugsgebiet von über 100 km mit bis zu 800 Schülern teil.

Der Aufbau ist einfach: In vier Stufen zum Konzert. Zuerst informieren die Musiklehrer ihre Schüler über die Stücke eines Programms – insbesondere über zeitgenössische Werke, einem der Hauptanliegen des SWR Sinfonieorchesters. In der Vergangenheit waren dies zum Beispiel Oliviers Messiaens „Des Canyons aux Étoiles“, Jörg Widmanns „Zweites Labyrinth“ (für das er 2006 den Orchesterpreis des SWR-SO erhielt) oder Wolfgang Rihms „Über die Linie II“. Dazu wird von einem der teilnehmende Musiklehrer den Kollegen Material zur Verfügung gestellt, das für den Unterricht aufbereitet ist.

In der nächsten Stunde, Stufe zwei, bekommt die Klasse Besuch aus der Praxis, etwa von einer Flötistin oder einem Cellisten des SWR Sinfonieorchesters. Diese Musiker lassen sich von den Schülern ins Verhör nehmen: Über ihre Instrumente, über die Rolle, die sie in gerade diesen Stücken spielen, über die Stücke selbst und deren Komponisten und, last not least, über ihre Berufsbedingungen. Dass Musik eine brotlose Kunst sei, kann dabei ebenso widerlegt werden wie das Vorurteil, so etwas Schönes habe mit Arbeit nichts zu tun. Der Gang in die Werkstatt macht das erst recht deutlich: In der Orchesterprobe erleben viele Schüler zum ersten Mal, dass Musik tatsächlich Arbeit macht, aufwendig aus gedruckten Noten in Klang verwandelt wird, dass man ein Stück nicht einfach spielt, sondern probt, analysiert, zerlegt und zusammensetzt, dass an der Klangbalance gearbeitet wird. Und sie sehen „ihre“ Musiker an ihren Plätzen im Orchester, ehe sie sie hinterher wieder treffen und befragen. Wenig später ist das Reiseziel Konzert erreicht – nebst der Einführung, die SWR2-Redakteure Rainer Peters oder Lydia Jeschke geben und bei der meist auch der Dirigent, ein Solist oder ein Komponist Auskunft geben. „Musik macht Schule“ hat sogar schon dazu geführt, dass Jugendliche selbst eine Einführung mitgestalteten und vor Publikum Interviews mit Musikern wie Jörg Widmann und Heinrich Schiff führten. Entscheidend ist aber, dass überhaupt die Schwelle überschritten wird. Ein Stück Vertrautheit entsteht, aus dem mehr werden kann.

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