Nemory – Ein Bühnenprojekt mit Jugendlichen und Senior_innen aus Freiburg
„Die Biografie eines Menschen ist keine Privatsache, die mit unserer Gesellschaft nichts zu tun hat, sondern jede Erfahrung steht in einem konkreten geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext. In der Lebensgeschichte jedes einzelnen Menschen spiegeln sich die Bedingungen des geschichtlichen, kulturellen und familiären Umfelds, die für eine ganze Gesellschaft gelten.“ (Bundeszentrale für politische Bildung 2011).
Im ersten Teil unseres Projektes „Nemory“, welches im November 2021 in Kooperation mit dem Wohnstift Rabenkopfstraße in Freiburg gestartet ist, begegneten sich Jugendliche und Zeitzeug_innen des Nationalsozialismus. Die Senior_innen wurden von den 14- bis 19-Jährigen interviewt – alle Gespräche wurden von unserem Kamerateam gefilmt und später
transkribiert. Es ging um Fragen über das Leben als Kind oder Jugendliche/r zur Zeit des Nationalsozialismus, was hielt die Menschen damals am Leben, welche Überlebensstrategien gab es, wo waren Unterschiede zu heute oder gab es gar Besseres?
Aus den Erzählungen der Zeitzeug_innen sind kleine Szene, Installationen und Podcasts entstanden, die dem Publikum individuell Erlebtes durch die Augen der jugendlichen Interviewer_innen näher bringen soll und im besten Fall viel Gesprächsstoff innerhalb der Generationen und zwischen den Generationen bieten soll.
„Das, was das Stück ausmacht, ist die Entwicklung, die auf der Bühne passiert. Jede Szene, jede Sekunde, kann etwas geschehen mit dem wir nicht gerechnet haben, aber damit klar kommen müssen. Und genau diese Ungewissheit macht diese Performance so besonders, jede Aufführung wird anders, aber weil wird uns auf einer emotionalen Ebene in dieses Stück begeben, wird die Übermittlung von Emotionen und die Gefühlsebene immer erhalten bleiben.“ Julius Gromann
Petra Gaus, Britta Büttner, Raimund Schall und Joe Killi begleiten und coachen hierbei die Jugendlichen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das ganze Projekt wird mit der Kamera begleitet, so dass parallel eine filmische Dokumentation entsteht, Joris Bürger, ein Jugendlicher aus der Gruppe, ist mitverantwortlich für die Filmproduktion.
Während unsere Intention zu Beginn des Projektes „Nemory“ vor allem darin bestand, Zeitzeug_innen des Nationalsozialismus mit jungen Menschen zusammenzubringen und deren Geschichten als Performance auf der Bühne zu zeigen, stellen wir nun fest, dass die beidseitige Wertschätzung sowie das historische „Verstehen-wollen“ auf Seiten der
Jugendlichen einen großen Stellenwert eingenommen hat. Eine unsichtbare Mauer scheint in den Gesprächen gebrochen zu sein: es darf gefragt werden, es darf erzählt werden, um die Vergangenheit besser verarbeiten zu können. Jede Biografie bekommt auf diese Weise eine neue Bedeutung und die unterschiedlichen Generationen kommen in Kontakt miteinander.
Immer wieder wird auf der Seite der Senior_innen der Wunsch geäußert, dass das Geschehene nicht vergessen werden darf (vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse innerhalb von Europa ist dies besonders wichtig), und die Jugendlichen bestätigen, dass sie sich genau aus diesem Grund für dieses Thema interessieren.
Nemory ist eine Zusammensetzung der Wörter Nemo (wie Kapitän Nemo) oder auch Neo (wie Neu) und Memory (einmal Erinnerungen und auch das Spiel Memory).
Wir begeben uns auf eine Art Forschungsreise zu den Erinnerungen der Zeitzeug_innen, dabei werden wie beim Memory-Spiel Erinnerungskärtchen aufgedeckt und in dem Zusammenbringen der verschiedenen Generationen Paare gebildet.
Mitwirkende Jugendliche:
Violetta Bausch Sierra
Ismene Bäumle
Marlene Gairing
Helen Mößlein
Janna Pastor
Joris Bürger
Johannes Goelz
Julius Gromann
Bei den Interviews mit dabei:
Marie Roeder
Ana Knetsch
Kostüm- Support: Gisi Kinsky
Projektleitung:
Britta Büttner
Petra Gaus
Joe Killi
Raimund Schall (Theater Zerberus)
Mitwirkende Zeitzeug_innen:
Gisela Dost Dr. Ernst Prein
Gerlinde Fritsch Werner Kästle
Eleonore Gellings Prof. Dr. Hans-Jörg Risse
Gerda Riegeler Dr. Ahmad Robert Vogel
Ursula Risse Hans-Joachim Bross
Annemie Schleweis
Brigitte Wiederhold
Leider konnten wir nur einen Teil der Erlebnisse und Gesprächsinhalte unserer Interviews mit in die Bühnenperformance einfließen lassen.
Alle Gespräche wurden gefilmt und werden in einer Dokumentation gewürdigt!
Wir möchten uns bei allen Zeitzeug_innen, die uns so freundlich empfangen haben und uns Einblick in Ihre Erinnerungen gegeben haben ganz herzlich bedanken.
Danke für Ihre Offenheit und Ihr Vertrauen!
Ebenso herzlich möchten wir uns beim Freiburger Wohnstift für die großartige Unterstützung bedanken!
Ihr Nemory-Team
Kontakt:
petragaus@gmx.net