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Das zum vierten Mal aufgelegte Programm »Teaching Artists – Residence in School« ermöglicht einem Künstler_innen-Duo, ein Schuljahr lang fester Bestandteil der Albert-Schweitzer-Schule III zu sein. Es arbeitet dort, bewegt, performt, ist kreativ tätig und tritt mit Lehrpersonen und Schüler_innen in Kontakt, gestaltet gemeinsame Projekte und bindet ggf. weitere, externe Kunst- und Kulturschaffende ein. Im Mittelpunkt stehen die Schüler_innen, die ihre Schule als einen Ort erleben sollen, der sie über die Kunst mit Neuem, Ungewohntem, Irritierendem konfrontiert und gewohnte Bahnen infrage stellt oder sie gar verlässt, um ästhetische Erfahrungen und Erkenntnisse zu ermöglichen.

Öffentlich ausgeschrieben und von einer Fachjury bewertet, wurden die Textilkünstlerin Annabel Pattullo und die Tänzerin Andrea Lagos als »Teaching Artists« ausgewählt. Annabel Pattullo ist eine schottische Künstlerin, die seit 2001 in Freiburg lebt und textile Objekte und Wandbehänge schafft. Sie studierte Kunst & Design an der Gray’s School of Art in Aberdeen, Schottland. Fasziniert von „Schichtungen“ kombiniert sie Stoffe, Wörter, Bilder und Formen, um mehrtexturierte Kompositionen zu schaffen. Andrea Lagos ist Darstellende Künstlerin und studierte Schauspiel an der Päpstlichen Katholischen Universität von Chile. Zudem absolvierte sie eine Tanzausbildung bei Bewegungs-Art Freiburg an der Schule für Tanz, Improvisation und Performance. Aktuell arbeitet sie an verschiedenen Tanz- und Theaterprojekten, mit denen sie regelmäßig in Freiburg sowie in anderen Städten in Deutschland und Europa auftritt.

Hier berichten die »Teaching Artists« demnächst regelmäßig von ihrer Residence:

 

11. März 2025

Wir leiten nun eine wöchentliche AG, obwohl wir anfangs einige Bedenken hatten. Als Künstlerinnen arbeiten wir normalerweise in intensiven kreativen Blöcken – zwei bis drei volle Tage, in denen sich die Schüler*innen voll und ganz in den kreativen Prozess vertiefen können. Dennoch erkennen wir die potenzielle Vorteile: tiefere Beziehungen zu den Schüler*innen aufbauen und langfristige kreative Entwicklungen fördern. Doch leider haben sich zunächst nicht ausreichend Schüler*innen dafür angemeldet. Die Schule schlug vor, uns mit der Kunst-AG zusammenzuschließen, die ebenfalls nur wenige Anmeldungen hatte. Das kam überraschend, bot aber auch Vorteile wie die Anwesenheit einer Lehrerin, die mit den Schüler*innen und der Schulkultur vertraut ist sowie Gelegenheiten zum interdisziplinären künstlerischen Austausch. Außerdem war es leichter möglich, dass Andrea wegen einer Premiere am Anfang nur wenig dabei sein konnte. Letztlich besteht die AG aus zehn Schüler*innen zwischen 10 und 14 Jahren.

In der ersten Sitzung stellten wir unsere Idee vor: Puppenbauen. Insbesondere die Herstellung großer Puppen mit Stäben, Stöcken und Schnüren zur Animation von Armen und Köpfen, die später auch bewegt werden sollten. Die Lehrerin bietet Tonarbeiten an, was großes Interesse fand. Drei Jungen entschieden sich für Sockenpuppen. Ein schöner Moment war, als ein Junge uns am Ende umarmte und seine Freude darüber ausdrückte, dass er seine Sockenpuppe innerhalb der vorgegebenen Zeit fertigstellen konnte – etwas, das ihm selten gelang.

Für die zweite Sitzung hatten wir geplant, Masken aus Ton und Pappmaché herzustellen. Die Lehrerin hielt dies jedoch für eine zu große Herausforderung. Stattdessen entwickelte ich die Idee, Marionetten mit beweglichen Köpfen und Armen aus Zeitschriftenausschnitten, Karton und Musterklammern zu gestalten. Dies sollte eine gute Einführung in das Thema Bewegung im Puppenbau sein. Zudem wollten wir traditionelle und spielerische Elemente einbauen, beispielsweise einen Holzschrank als Torso oder einen Baum als Bein. Trotz meiner Begeisterung wurde die Idee von den Schüler*innen abgelehnt. Drei Mädchen begannen dennoch mit den Marionetten, wechselten aber später zum Basteln von Papierketten für eine bevorstehende Fasnachtsparty. Zwei jüngere Jungen verstreuten Zeitschriften auf dem Boden, bevor sie sich allmählich auf das Projekt einließen, andere Kinder arbeiteten mit Gipsbinden. Am Ende hatten wir dennoch fünf Marionetten gebaut und die Schüler*innen hatten am Gestalten mehr Spaß als zunächst gedacht. Nach der Sitzung reflektierten wir gemeinsam mit der Lehrerin die Sitzung. Sie erklärte, dass sie die Kunst-AG bewusst entspannt angeht, sodass müde Schüler*innen ihre Aktivitäten ohne Druck wählen können. Während ich den Wert einer stressfreien Umgebung verstehe, fragte ich mich, welche Rolle wir als ‚Teaching Artists‘ einnehmen sollten, wenn nicht jene, neue kreative Herausforderungen und Erfahrungen einzuführen?

Diese ersten Sitzungen verdeutlichten sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen der kollaborativen, künstlerischen Bildung:

  • Eine gute Balance finden zwischen strukturierter Anleitung und kreativer Freiheit
  • Der Umgang mit unerwarteten Änderungen
  • Der Umgang mit der Dynamik einer altersgemischten Gruppe
  • Das Zusammenführen pädagogischer und künstlerischer Ansätze

Wir bleiben neugierig und sind gespannt, welche unerwarteten kreativen Entdeckungen aus dieser einzigartigen Zusammenarbeit entstehen.

 

31. Januar 2025

In den letzten Monaten haben wir verschiedene Schnupper-Workshops angeboten, in denen wir den Schüler*innen Textilkunst, Bewegung und Tanz nähergebracht haben. Diese Workshops haben uns wertvolle Einblicke in die Schule, die Persönlichkeiten und Hintergründe der Schüler*innen und ihr kreatives Potenzial gegeben. Obwohl uns die Schule sehr freundlich aufnahm und wir uns bemühen, uns zu integrieren und Beziehungen zu den Schüler*innen und Lehrer*innen aufzubauen, haben wir das Gefühl, dass sie immer noch nicht ganz unseren künstlerischen Ansatz verstehen.

Wir glauben fest an die Kraft immersiver, interdisziplinärer Workshops, in denen Tanz und Textilien miteinander verwoben werden und die eine tiefere kreative Erforschung ermöglichen. Vor diesem Hintergrund hatten wir die Idee, einige intensive Blocksessions mit den Schüler*innen als interdisziplinäres Duo zu veranstalten, um ihnen die Möglichkeit zu geben, zu experimentieren, zu spielen und in einem intensiveren, forschenden Raum zu schaffen. Die Schule schlug regelmäßige wöchentliche AG-Sitzungen vor, wobei Andrea eine Tanzgruppe für die 7. Klasse und Annabel zusammen mit einer Lehrerin einen Textilworkshop in der Kunst AG anbieten könnten. Anfangs zögerten wir, da wir befürchteten, dass dieses Format unseren interdisziplinären Ansatz einschränken könnte, aber wir haben erkannt, dass wir Kompromisse eingehen müssen. Darüber hinaus schlug die Schule vor, das Prinzip der Freiwilligkeit zu stärken und den Schüler*innen zu ermöglichen, freiwillig an den künstlerischen Angeboten teilzunehmen, was uns grundsätzlich entgegenkommt.

Die Aushandlungen mit der Schule sind ein dynamischer Prozess, der Flexibilität, Offenheit, Geduld und Kompromisse erfordert. Obwohl es Herausforderungen gibt, glauben wir, dass beide Seiten sich anpassen und gemeinsam wachsen. Wir hoffen, dass dieser fortlaufende Austausch die Residenz stärkt und dafür sorgt, dass die Residenz weiterhin gedeiht und sich letztendlich für alle Beteiligten als erfolgreich erweist.

 

6. November 2024

Mein Name ist Annabel Pattullo. Ich bin eine schottische Textilkünstlerin, die seit 2001 in Freiburg lebt. 2011 gründete ich mein Atelier in Ebringen, wo ich Ausstellungstücke gestalte und Workshops leite. Ich experimentiere mit Techniken wie Stoffmalerei, Monodruck, Siebdruck und Schichtung und kombiniere diese mit Applikationen, Collagen, Stickerei und Nähen. Außerdem lasse ich Fotografie und Text in meine Arbeiten einfließen, wodurch jedes Stück eine persönliche Geschichte erzählt.

Seit über 30 Jahren arbeite ich als ‚Community Artist‘ in Schottland und Freiburg und realisiere Projekte, die die Gemeinschaft stärken und Inklusion fördern. Es ist mir wichtig, Menschen durch Kunst zu inspirieren und zu stärken. Ich freue mich sehr, gemeinsam mit der Tänzerin Andrea Lagos Teil des Residence-in-School-Programms an der Albert-Schweitzer-Schule III zu sein. Gemeinsam möchten wir Textilkunst und Tanz verbinden und mit den Kindern ein interdisziplinäres Projekt gestalten.

 

Ich bin Andrea Lagos, Choreografin, Tänzerin und Schauspielerin. Ich bin Gründerin von „NaOM Teatro“ und seit 2008 damit in Lateinamerika und Europa aktiv. Darüber hinaus habe ich 2018 das Tanztheaterkollektiv „Quizzical Körper“ mitbegründet, mit dem ich in Freiburg, Deutschland und Europa auftrete. Außerdem engagiere ich mich in verschiedenen Projekten der kulturellen Bildung mit Kindern, Senior_innen und FLINTA-Personen.

Ich erforsche Utopien und Fantasien im Tanz, im Theater, in der Improvisation und der Site-Specific. Dabei arbeite ich mit Körpern, Imaginationen und Emotionen, um mich mit Themen der sozialen Kontingenz auseinanderzusetzen: Identität und Erinnerung, Geschlechtergleichheit, Menschenrechte – Themen, die ich mit einem testimonialen und autobiografischen Ansatz bearbeite.

Unser Projekt ‚Augenblicke: Fabric of Life‘ behandelt das Thema „Augenblicke“ – Momente, die unser Leben prägen. Wir laden die Schüler_innen ein, durch Textilkunst und Tanz ihre eigenen Geschichten, Emotionen und Identitäten auszudrücken und diese Vielfalt an Erfahrungen kreativ zu erkunden. Ab November starten wir mit Schnupper-Workshops, in denen jede Klasse die Möglichkeit erhält, spielerisch und praxisnah Stoffdruck und Tanz auszuprobieren.

 

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