Das zum dritten Mal aufgelegte Programm »Teaching Artists – Residence in School« ermöglicht diesmal einem Duo der bildenden Kunst, ein Schuljahr lang fester Bestandteil der Wentzinger-Realschule zu sein. Es arbeitet dort, bewegt, performt, ist kreativ tätig und tritt mit Lehrpersonen und Schüler_innen in Kontakt, gestaltet gemeinsame Projekte und bindet ggf. weitere, externe Kunst- und Kulturschaffende ein. Im Mittelpunkt stehen die Schüler_innen, die ihre Schule als einen Ort erleben sollen, der sie über die Kunst mit Neuem, Ungewohntem, Irritierendem konfrontiert und gewohnte Bahnen infrage stellt oder sie gar verlässt, um ästhetische Erfahrungen und Erkenntnisse zu ermöglichen.
Öffentlich ausgeschrieben und von einer Fachjury bewertet, wurden Richard Schindler und Lena Reckord als »Teaching Artists« ausgewählt. Richard Schindler ist Initiator und Mitgründer der gemeinnützigen Freien Landesakademie Kunst und realisierte mehrere Aufträge zur Kunst im öffentlichen Raum. Am bekanntesten ist in Freiburg die „Haltestelle“ an der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule. Seit 2007 konzipiert und realisiert er in landesweiten Bildungseinrichtungen Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Lena Reckord setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit aktuell mit dem Thema Konsum und Lebensmittel auseinander. Dabei konzentriert sie sich auf den Umgang der Supermärkte mit Fleisch und der verbotenen Praxis des „Containerns“.
Hier berichten sie demnächst regelmäßig von ihrer Residence:
24. Juni 2024
16. November 2023
In den letzten Wochen haben wir uns an der Wenzinger Realschule vorgestellt und möchten dies nun auch hier tun: Wir, das sind Lena Reckord und Richard Schindler.
Richard Schindler: „Ich bin bildender Künstler, lebe und arbeite in Freiburg und habe ein Atelier im städtischen Atelierhaus Villa Mitscherlich.“
Lena Reckord: „Ich bin bildende Künstlerin und setzte mich in meiner künstlerischen Praxis mit gesellschaftlichen Missständen auseinander. Dazu entwende ich Fleisch aus dem Abfall der Supermärkte und nutze es dann, um Plastiken herzustellen.“
Unser Projekt realisieren wir mit den 9. und 10. Klassen der Wentzinger-Realschule, diese haben wir nun bereits kennengelernt: Dazu präsentierten wir uns, gut sichtbar auf einem Tisch, in schicker Kleidung und fragten: „Wie sehen wir aus?“. In dem entstehenden Gespräch erörterten wir den Begriff Bild: Aus unserer künstlerischen Perspektive sind Bilder nicht nur an der Wand oder auf dem Handy. Auch wir alle geben ein Bild ab, wenn wir uns so oder so anziehen. Schnell wurde unsere schicke Kleidung von Schüler_ als Ausdruck von Respekt verstanden und benannt. Anschließend haben wir eingeladen zu „Schule fotografieren“: Alle Schüler_innen können so viele Fotos machen, wie sie wollen, aber dürfen nur eins dieser Fotos für uns auf den Schulserver hochladen; sie sollen sich entscheiden. Damit hoffen wir verschiedenen Perspektiven und Besonderheiten der Schule aus ihrer Sicht kennenzulernen. Wenn es gelingt, können wir daraus Anhaltspunkte für den Fortgang unseres beginnenden Projekts entwickeln. Als Anreiz haben wir versprochen alle Bilder Schulöffentlich auszustellen. Abstimmungen sollen entscheiden, welches als „gelungenstes“ Bild empfunden wird. Vielleicht können wir sogar einen Preis vergeben.
Auch in der Gesamtlehrer_innenkonferenz waren wir zu Gast, haben uns vorgestellt und etwas zu unserem Selbstverständnis als Künstlerin und Künstler an der Schule erzählt. Wir haben kein fertiges Konzept, sondern werden das gemeinsam mit Schüler_innen, Lehrer_innen entwickeln. Wir sind gespannt!
Zuvor haben wir uns den Raum zeigen lassen, in dem üblicherweise die Konferenzen stattfinden. Er besteht aus zwei Klassenzimmern, die durch das Einfalten einer Wand zu einem großen Raum verschmelzen. Dann brauchen nur noch die Stühle der einen Hälfte auf die andere Seite der Tische gestellt werden, sodass alle Sitzplätze wieder „Lehrer_inzentriert“ in eine Richtung schauen. Spontan schlagen wir vor, Tische und Stühle zu einem großen „Kreis“ umzustellen. Lehrer_innen sollen nicht, wie Schüler_innen in der Bank sitzen. Im Konferenzgespräch können sich so alle einander zugewandt sehen. Außerdem haben wir den einen großen Tisch vor der Konferenz mit weißen Papiertischdecken und Blumen geschmückt. An jeden Sitzplatz haben wir je eine Mandarine und einen Bleistift auf einem kleinen Sockel platziert. Zum Ende unserer Vorstellungen haben wir auch die Teilnehmenden der Konferenz eingeladen (für sich und für uns) Fotos der Schule zu machen. Sehr gefreut haben wir uns, als wir ein paar Tage später die Blumen im Lehrer_innenzimmer wiederentdeckt haben. Zwischenzeitlich haben wir angefangen, die zur Verfügung gestellten Fotos zu sichten. Jetzt sind wir gespannt zu was für Einblicken und Einsichten wir geführt werden. Bis dahin!